D-Time News

Prof. Dr. Kai Lucks

Trotz oder wegen ihrer Regelmäßigkeit erfreut sich die D-Time steigender Beliebtheit und so gingen auch die Themen in der D-Time vom 8. Februar nicht aus. Die Teilnehmer kamen diesmal aus allen Teilen des deutschsprachigen Raumes, auch eine Kanadierin hatte sich aus der Ferne zugeschaltet. Auffallend war die Teilnahme auch mehrerer junger Leute, die eine M&A-Karriere planen und sich im Studium befinden.

Die Themenwünsche kreisten um M&A vor dem Corona-Hintergrund. Die Kernfragen waren: wie kann man überhaupt ein M&A-Projekt im fernen Ausland führen, wenn man nicht reisen darf? Soll man deshalb mit M&A pausieren und abwarten bis Besuchs-Restriktionen gefallen sind? Kann man über Web-Kontakte überhaupt emotionale Grundlagen schaffen und das notwendige Vertrauen aufbauen?
Unter den Erfahrungsträgern wurden viele Aspekte dazu diskutiert, vor allem auch Lösungsansätze. Zu den Grundregeln, die wir herausstellten, gehört: Geduld haben, sich Zeit nehmen, wiederholte Web-Konferenzen durchführen und dadurch Vertrauen gewinnen. Wenn man nicht selbst reisen darf – etwa als Kauf-interessierter Unternehmer – dann können im Zielland verankerte Dienstleister mit deutscher Loyalität zumindest Einzelfunktionen übernehmen, zum Beispiel ausgewiesene Branchenprofis für das Screening, Vertreter deutscher Handelskammern, in Deutschland ausgebildete Vertreter von lokalen Kammern, sowie Delegates aus führenden Strategieberatern, Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfern.

Daraus könnten lokale Teams zur Vorbereitung und Begleitung des M&A-Projektes zusammengestellt werden – die Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber aus Deutschland muss sich bis auf Weiteres auf Web-Meetings beschränken. Auch Gespräche und Verhandlungen mit Vertretern des Zielunternehmens können bedingt stattfinden, unter physischer Teilnahme der oben genannten Berater und Web-Zuschaltung des Auftraggebers aus Deutschland. Dieser Ansatz ist kein Ersatz für lokale Treffen – aber wohl besser als gar nichts tun und abwarten bis Reisen ohne schwere Auflagen (etwa mehrwöchige Quarantänen), risikoarm (Corona-Mutanten..) und ohne Überraschungen (plötzliche Quarantänen und Rückreiseverbote…) wieder möglich sind. Denn niemand weiß, wie lange die Auflagen noch dauern und Nichts-tun könnte ein gutes Vorhaben zu Fall bringen.

Darüber hinaus wurde noch ein ganz anderer Pfad diskutiert, nämlich die Veränderungen von M&A, bedingt durch die Digitalisierung und durch neue Geschäftsmodelle. Damit verbinden sich auch alte Erfahrungen, dass etwa Kulturbrüche, Wechsel von Namen und Identitäten für Mitarbeiter eines Targets eine schwere Belastung darstellen können. Deshalb gewinnen heute die verschiedensten Formen von Kooperationen, von Joint Ventures wieder an Raum. Statt einen Bruch durch eine schlagartige Vollübernahme zu riskieren, bieten sich viele Wege der schrittweisen Annäherung an, etwa kreuzweise Produktvermarktung, gemeinsame Entwicklung, Vertriebsvereinbarungen.

Ein Unternehmen, das bereits im Zielland unterwegs ist, kann lokale Mitarbeiter und Vertreter dafür einsetzen, hierzu die Schritte einzuleiten. Damit können unter den derzeitigen Corona-Restriktionen möglicherweise auch später zu realisierende Übernahmen auf sanfte Weise vorbereitet werden. Denn ganze M&A-Teams immer wieder zwischen den Kontinenten hin- und herreisen zu lassen ist in den allermeisten Fällen derzeit ja nicht möglich. Jeder Fall liegt anders. Phantasie zu neuen Lösungen ist gefordert. Diese Diskussion sollten wir weiterführen. Vielleicht in der nächsten D-Time.