Der erste Deutsche Corporate Transformation Day in der Nachschau – Teil 2

 

Abschnitt zwei des Transformationstages behandelte unser Kernthema, nämlich unternehmerische Transformationen. Die Moderation hatte Frau Dr. Mennillo Von der Akademie für politische Bildung Tutzing übernommen, die bereits im Block eins den Vortrag zur Standortbestimmung der deutschen Zivilgesellschaft gehalten hatte.

 

Zwei Beispiele aus der deutschen Konzernwelt sollten zum Beginn dieses Abschnitts illustrieren, wie sich im Weltmaßstab führende Unternehmen strategisch positionieren.

 

Im ersten dieser beiden Vorträge, betitelt „The Sustainability Transformation“, wurde der von Bosch propagierte Ansatz der „grünen Fabrik“ vorgestellt. Den Vortrag hielt Dr. Udo-Martin Gomez, Leiter Corporate Strategy Board und Bosch Management Consulting. Er erläuterte dazu das integrale strategische Konzept und dessen Umsetzung. Bosch verfolgt hier einen Gesamtansatz unter Einbezug aller Parameter der energetischen und ökologischen Wende. Das Bosch-Beispiel ist besonders interessant, weil hier eine bereits durchgeführte umfassende Transformation in der Produktbereitstellung und dem Design der Fabriken vorgestellt wird.

 

Im zweiten Industriebeispiel stellte Jens Messer, Head of M&A bei der Siemens Fertigungsautomatisierung, das Konzept der „Siemens digitale[n] Fabrik“ vor. Als Weltmarktführer bei integralen Fabriklösungen einschließlich der gesamten Ausrüstung, Prozessdesign und Software ist Siemens zum Beispiel in der Lage, in toto Fabriken für die Fahrzeugproduktion aus einer Hand anzubieten. Siemens realisiert das Integrale Lösungsmodell auf der Basis von Industrie 4.0 inklusive aller Vernetzungen innerhalb und außerhalb der eigenen Fabriken und Einbindung aller Lieferanten. Voraussetzung für kundenoptimale Lösungen sind tiefe Kenntnisse über die jeweilige Ausprägung aller Fabrikdomänen erforderlich. Bei der Fabrikplanung wird konsequent das Konzept des digitalen Zwillings angewendet. Die Digitale Fabrik profitiere von dem breiten Angebotsportfolio des Konzerns. Beim Nachhaltigkeitsmanagement setzt Siemens künstliche Intelligenz ein, etwa zur Minimierung des Wasserverbrauchs. Siemens integriert die Informationstechnik (IT) mit der Operational Technology (OT). Dabei verbindet Siemens alle Ebenen: „From Sensor to Edge to Cloud“. Siemens realisiert mithilfe von „Digital Threads“ kürzeste Entwicklungspfade und höchst effiziente Fertigungsprozesse. Die Produktionsausrüstung, insbesondere die Automatisierung, sind über eine „Industrial Cloud“ miteinander verbunden. Alle Stakeholder im Fertigungsprozess arbeiten in einem dynamisch wachsenden digitalen Ökosystem zusammen. Strategien und Visionen laufen in einem „Industrial Metaverse“ zusammen.

 

Nach diesen beiden beispielgebenden Lösungen der Industrie folgte eine Standortbestimmung betitelt mit „Zehn Jahre Industrie 4.0: Status Quo und unternehmerische Potenziale“. Diesen Vortrag hielt Dr. Johannes Winter, Affiliate der acatech Deutsche Akademie der Technik-Wissenschaften und Mitglied im L3S AI Research Center. In einer Spanne von jüngster Industriegeschichte bis zu zukünftigen Potenzialen stellte Winter den Weg von kollektiven Produkten bis zu innovativen industriellen Ökosystemen dar. Jede der heutigen Krisen bietet auch Opportunitäten zu Innovationen. Die Bewegung zur Industrie 4.0 hat sich über die Zeit verändert und richtet sich jetzt auf Nanotechnologien, Resilienz, Kreislaufwirtschaft und strategische Agilität aus. Winter schloss mit einem ermutigenden Appell, dass wir uns nämlich im Umfeld von Unsicherheiten wohl fühlen sollten, da dies die Grundlage ständigen Fortschritts ist.

 

Eine zentrale Rolle spielt dabei das auch von Dr. Winter angesprochene lebenslange Lernen. Diesen Ball nahm Professor Volker Engert von der Hochschule Heidelberg mit seinem anschließenden Vortrag „Generationsübergreifendesdigitales Wissensmanagement: von der Theorie zur Praxis“ auf. Er Illustrierte dabei Strukturen und Verfahren mit denen Unternehmen sicherstellen, dass sie das erworbene Wissen erhalten, weiterentwickeln und nicht verlieren. Hierzu gehören die Dokumentation des unternehmerischen Wissens sowie Prozesse, mit denen sichergestellt werden kann, dass etwa beim Ausscheiden eines älteren Mitarbeiters dessen Wissen rechtzeitig an die Nachfolgegeneration der Mitarbeiter transferiert wird. Wissen gehört zum grundlegenden Kapital eines Unternehmens, das genauso wie das wirtschaftliche Vermögen angelegt werden muss, um den unternehmerischen Bestand zu sichern.

 

Die abschließende von Frau Dr. Mennillo geführte Diskussion unter den vorgenannten Rednern stellte nochmals die Rollen des Unternehmens im sozialpolitischen Kontext dar. Der Industrie kommt dabei die Rolle des entscheidenden Innovationstreibers zu, von der wir alle nachhaltig profitieren.

 

Die Aufzeichnung dieses Teils der Veranstaltung sowie aller weiteren Themenblöcke können Sie hier auf dem BM&A YouTube-Kanal ansehen.