Der erste Deutsche Corporate Transformation Day in der Nachschau – Teil 3

 

Im Abschnitt drei des Corporate Transformation Day geht es um Wertschöpfungsexzellenz und Lieferketten: „Der Standort Deutschland erfindet sich neu“ – lautet der Untertitel.

 

Den einführenden Vortrag hielt Dr. Sebastian Eckert von der Technischen Universität München sowie Head of Practice bei TCW Transfer Zentrum für Produktionslogistik und Technologie – Management GmbH und Co. KG München. Titel seines Vortrags lautete „Implementierung von Data Science im Unternehmen“. Seine These: Im Zeitalter von „Industrie 4.0“ werden die steigenden Datenmengen aus Produktionsumgebungen primär zur Steuerung der betrieblichen Produktionsumgebung genutzt. Unternehmen schöpfen das Potenzial der Daten für strategische und taktische Entscheidungen jedoch häufig nicht aus. Ein möglicher Grund ist, dass viele Datenanalyse-Tools einer methodenzentrierten Sichtweise folgen, die mit der problemzentrierten Sicht auf die Aufgaben einer bestimmten Abteilung nicht vereinbar ist.

 

Prof. Steffen Kinkel, Leiter des ILIN an der Hochschule Karlsruhe, erweiterte die Betrachtung auf „Wertschöpfungspotenziale 4.0“ – so sein Vortragstitel. Seine Aussagen: Um zukünftig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben, spielen heutzutage vor allem Technologien und Systeme der sogenannten „Industrie 4.0“, die Lean-Prinzipien folgen, eine wesentliche Rolle. Sowohl die Nutzungsintensität von Lean-Prinzipien auf der Input-Seite als auch die Wertschöpfungs- und Produktivitätspotenziale auf der Output-Seite sind zu messen. Die Nutzung von Lean-Prinzipien wirkt sich signifikant positiv auf die Arbeitsproduktivität deutscher Industriebetriebe aus. Zudem kann die Qualität der Produktion durch den Einsatz von Lean-Prinzipien verbessert werden. Auch der Einsatz von Industrie 4.0 Technologien hat einen positiven, im Vergleich zu den Potenzialen der Lean-Prinzipien aber begrenzten Einfluss auf die Arbeitsproduktivität. Vor allem durch konsequente Nutzung von Lean-Prinzipien im Produktionsumfeld können Wertschöpfungspotenziale von etwa 95 Mrd. € erzielt werden.

 

Wertschöpfung und Lieferketten sind eng miteinander verwoben, erkennbar etwa darin, dass die deutsche Industrie rund 52% ihres Umsatzes aus Zulieferungen generiert.

 

Die Problemstellungen um die Lieferketten, bedingt durch Lieferengpässe und Unterbrechung der Transportwege, stellt für viele Unternehmen heute eine so gravierende Belastung dar, dass sie über grundlegende Umbauten von Versorgungsquellen und Versorgungsketten nachdenken müssen, bis hin zu Eigenproduktion.

 

Weniger in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit stehen die Probleme um Verfügbarkeiten von Software und die Halbleiterproblematik. Die Dramatik des weltweiten Risikopotenzials wird etwa dadurch deutlich, dass ein Überfall Chinas auf Taiwan den größten Teil der Zulieferungen von Hochleistungs-Halbleiterbausteinen abbrechen könnte, mit verheerenden Wirkungen auf die Industrienationen. Mit seinem Vortrag „Die Lieferketten Problematik: Chips entscheiden über ganze Industrien. Was nun?“ setzt sich Martin Kügler mit dieser Herausforderung auseinander und stellt Lösungsansätze zur Diskussion. Kügler ist Manager für operational Transaction Services bei EY-Parthenon Transaction, Strategy and Execution.

 

Deutschland hat mehrere große Investitionsprojekte zur Sicherung komplexer Halbleiter angeschoben. Das wichtigste ist die Fabrik, die Intel in Magdeburg plant. Wir rücken damit im internationalen Wettbewerb vor und machen uns weniger abhängig von Zulieferungen aus dem Ausland. Im Vergleich mit Investitions-Volumina in den USA und Korea liegen wir aber zurück. Mit Fertigstellung in 2027 können wir wesentliche Versorgunglücken füllen, sind aber bis dahin weitestgehend von Auslands-Zulieferungen abhängig. Da die großen Industrienationen alle gleichzeitig gewaltige Investitionen in Fabrikkapazitäten investieren wäre zu befürchten, dass es zu einer Angebotsschwemme kommt mit entsprechendem Preisverfall. Solch ein Schweinezyklus ist nicht untypisch für die Halbleiterbranche.

Die letzten Aussagen entstammen der Diskussion, die von Kai Lucks moderiert wurde.

 

Die Aufzeichnung dieses Teils der Veranstaltung sowie aller weiteren Themenblöcke können Sie hier auf dem BM&A YouTube-Kanal ansehen.